Abdichten des Differentiales

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Version vom 19. März 2009, 13:43 Uhr von Fred (Diskussion | Beiträge)
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Es gibt ja den bösen Spruch über Mercedesdifferentiale, wenn sie nicht tropfen, ist auch kein Öl mehr drin.

Damit ist gemeint, daß die Differentiale so ab einem Alter von acht Jahren oder 100tkm Laufleistung eben einfach feucht sind, das eine mehr, das andere weniger, man kennt es bei Mercedes-Fahrzeugen nicht anders, seit Generationen schon. Natürlich wissen auch die Prüfer vom TÜV oder der Dekra von diesem Problem und es eröffnet ihnen wunderschöne Möglichkeiten, ihren Ermessensspielraum zu nutzen.

Hat der Prüfer einen guten Tag und findet Gefallen an dem alten Wagen, so nimmt er seinen Lappen, wischt den Öltropfen vom Diff, murmelt etwas wie "das kriegen die einfach nicht in den Griff" und macht weiter. Hat er jedoch einen schlechten Tag, macht er gar nichts, außer einer Notiz an der entsprechenden Stelle seines Mängelberichtes und wird den armen Mercedeseigner mit den Worten "das müssen Sie abdichten lassen, das kleckert ja die ganze Straße voll" ohne Plakette nach Hause bzw. in die nächste Werkstatt schicken.

So ging es auch Thomas mit seinem 190E 2.0, der wegen ausgenudelter Stabigummis vorn (gefährlich!!!) und undichtem Differential keine TÜV-Plakette bekam. Eigentlich albern, aber die Vorgabe bei den TÜVern ist ja wohl, daß Fahrzeuge, die älter als acht Jahre alt sind, nicht so einfach und schon gar nicht im ersten Anlauf durch die Hauptuntersuchung kommen dürfen. Also wird gesucht und irgendwo dann auch etwas gefunden.

Obwohl sich viele Geschichten um das Abdichten des Differentiales ranken - so schwierig ist es gar nicht, wenn auch etwas aufwendig. Ich beschreibe hier im folgenden die Arbeiten an einem Differential mit ABS und sonst nichts. Einzelne Arbeitsschritte bei Sperrdifferential ASD können von dieser Beschreibung abweichen.


Zur freundlichen Beachtung:

Dies ist keine Reparaturanleitung, sondern ein Erlebnisbericht.

Der Autor will niemanden zur Nachahmung anregen. Er übernimmt für Schäden jeglicher Art, die aus Nachahmung oder ähnlichem entstehen, keinerlei Verantwortung.

Auch wenn im folgenden viele Arbeitsschritte ausführlich und detailiert beschrieben und bebildert sind, heißt das nicht zwangsläufig, daß alle Arbeitsschritte genannt sind und die Beschreibung vollständig ist.

Vielen Dank für die Beachtung aller Sicherheitsvorschriften.


Man beginnt mit einer Grobreinigung des Gehäuses im eingebauten Zustand mittels Drahtbürste und Bremsenreiniger. Als allererste Schrauberei löst man die Einfüllschraube für das Differentialöl mit einem 14er Innensechskantschlüssel. Wer sich fragt, warum damit begonnen werden soll, hat noch nie alleine vor dem ausgebauten Teil mit mörderisch angezogener Schraube gestanden - das ist eine Erfahrung... Auch bei der Nachfüllschraube ist es klug, den Innensechskant vor Ansetzen des Werkzeuges zu reinigen, damit die Nuß ganz hineingeht und man den Sechskant nicht rundnudelt. Wenn man schon dabei ist, wird auch die Ablaßschraube gereinigt und gelöst.

Dann entfernt man die Verschraubungen der Antriebswellen sowie die der Gelenkwelle. Neuerdings verwendet Mercedes für die Befestigung der Antriebswellen Schrauben mit Außentorx, hier benötigt man eine Stecknuß E14, für die alten Schrauben (reinigen!) tut es ein Innensechskant. Mit einem Getriebeheber stützt man das Differential ab und schraubt die vordere Lagerung sowie die hinteren Halterungen ab. Vorsichtig ablassen, das gute Stück ist nicht aus Pappe und wiegt ein wenig.

Wenn man sonst nicht regelmäßig am Differential arbeitet, ist der Ausbau eine gute Gelegenheit, auch die Lagerung des Differentiales zu überholen. Näheres dazu finden Sie in diesem Beitrag der Werkzeugkiste.

Autor: Christian Martens