Automatik-Überblick

Aus W124-Archiv
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Durch Bestellen der Sonderausstattung 42/0 erhielt man den W124 mit "Getriebe automatisch Mittelschaltung" (zur Unterscheidung von der Lenkradschaltung, die es im Vorgänger noch gab), manche Modelle wurden sogar ausschließlich mit dem Automatic-Getriebe angeboten. Während die "Bimmer" für ihre knackigen Handschalter berühmt sind und so manches Modell in seinem zweiten Leben von Automatik auf Handschaltung umgerüstet wird, sind bei Mercedes eher die Automaten geliebt und die Handschalt-Getriebe haben einen weniger guten Ruf.

Beim W124 kamen die altbekannten Automaten Typ 722.4 und 722.3 mit jeweils vier Vorwärtsgängen (und einem Rückwärtsgang) zum Einsatz, wobei die 722.3 mit den großen Motoren, anfangs den 300E/CE/TE, später den 320 und den Achtzylindervarianten verbaut wurden. Die Automaten trugen 126er Teilenummern, ab Anfang der 90er Jahre 140er Teilenummern. Ab 1989 gab es für den M104 (300E 24V und folgende) mit dem Sonderaussstattungscode 42/5 auch das "Getriebe Automatik Fünfgang" Typ 722.5, das aus dem 722.3 mit einem zusätzlichen Planetensatz entstanden war. D.J schrieb einiges Interessantes zum Aufbau und der Funktionsweise des Fünfgangautomaten in seinem Beitrag vom 28.02.2002.

Die Getriebe sind rein hydraulisch, werden also nicht elektronisch gesteuert, wie dies in späteren Jahren (jedoch nicht mehr beim W124) der Fall war. Als Steuergrößen haben diese Getriebe die Motordrehzahl, die Gaspedalstellung (Last), den Ansaugunterdruck (Drehmoment), die Wählhebelstellung, ggfs. den Programmwahlschalter, den Kickdown-Schalter sowie die Fahrgeschwindigkeit. Elektrische Schalter wie z.B. Kickdown oder Fahrprogramm wirken nicht direkt sondern verändern nur Stellgrößen im hydraulischen Rechenwerk. Aus all diesen Größen "errechnet" der hydraulische Schaltkasten den jeweils richtigen Gang.

Grundsätzlich haben Automaten einige Vorteile gegenüber Handschaltern: man fährt butterweich an, die mögliche Anhängelast und Steigfähigkeit sind größer, man muß keine Kupplung betätigen und kann beide Hände am Lenkrad behalten oder sich mit der rechten (bei Rechtslenkern eben mit der linken) um den lieben Menschen auf dem Beifahrersitz kümmern. Menschen mit einem Arm oder einem Bein ermöglicht die Automatic, ohne große Spezialumbauten und den damit verbundenen Kosten Auto fahren zu können.

Im Stadtverkehr benötigt man keine erhöhte Drehzahl zum Anfahren, man löst einfach die Bremse und streichelt das Gaspedal, schon rollt der Wagen wieder los. Im Stau fällt das ewige Aus- und Einkuppeln weg und es ergeben sich durchaus Verbrauchsvorteile gegenüber einem Handschalter. Die Automatic ermöglicht eine ruhige und entspannte Fahrweise, die ihr den Ruf eingebracht hat, sie wäre nur etwas für "Opas" oder "Frauen, die nicht schalten können".

Ein richtig eingestellter und korrekt arbeitender Automat schaltet recht flink, sicherlich so schnell, wie es auch der Durchschnittfahrer mit der Hand könnte. Außer bei Beschleunigungsrennen oder anderen wirklich sportlichen Aktivitäten wird der Handschalter Kupplung und Getriebe schonen wollen und die Gänge nicht brutal "durchreißen", um noch ein paar hundertstel Sekunden Vorsprung herauszufahren. Beim Automaten kann man jedoch einfach auf dem Gas stehen bleibe, da er auch unter Vollast zuverlässig und verschleißarm schaltet. Beide Hände am Lenkrad zu behalten ist dabei oftmals sinnvoll.

Ein Nachteil des Automaten bei sportlicher Fortbewegung ist, daß man ihn nicht so einfach am Hochschalten hindern kann. Wenn man diese eine Kurve eben im dritten Gang bei 4000 Umdrehungen und 3/4 Gas fahren will, dann muß man mit der Hand den Wählhebel auf "3" stellen, da der Automat ansonsten in den vierten oder fünften Gang hochschalten würde. Dieser Eingriff ist möglich und schadet dem Automaten in technischer Hinsicht nicht, läuft jedoch dem Prinzip "Hände an's Lenkrad und mit dem rechten Fuß schalten" zuwider.

In Gefahrensituationen ist es manchmal hilfreich, einfach mit einer Bewegung des rechten Fußes "durchzustarten", wobei der Automat praktisch augenblicklich zurückschaltet, ggfs. auch zwei Gänge auf einmal. Man behält die Hände am Lenkrad, den linken Fuß abgestützt und braucht nicht zu überlegen, ob man in den vierten, den dritten oder gar den zweiten Gang zurückschaltet, der Automat macht's schon passend.

Man kann und soll Gefahrensituationen vermeiden, indem man vorausschauend fährt und rechtzeitig bremst. Ich habe jedoch mit meinem drei Tage alten Auto und dem fünf Tage alten Führerschein damals einen kapitalen Blechschaden verursacht, indem ich mich erst in eine Gefahrensituation brachte und dann falsch verhalten habe, da ich bremste, anstatt durchzustarten. Drei Autos knallten ineinander, zum Glück ohne Personenschaden. Seitdem kläre ich ähnliche Situationen lieber durch Gasgeben, als durch Bremsen.

Autor Christian Martens