Umrüsten der Klimaanlage auf R134a

Aus W124-Archiv
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Läßt die Kühlleistung der Klimaanlage nach und ist irgendwann völlig ungenügend, dann ist wahrscheinlich die "Anlage leer". Das heißt, daß nicht mehr ausreichend Kühlmittel im (eigentlich geschlossenen) System vorhanden ist, um die Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Um diesen Fehler zu beheben, muß in einer Werkstatt, die dafür ausgerüstet ist, Kühlmittel nachgefüllt werden. Doch hier bekommt man das nächste Problem:

Bis vor ein paar Jahren wurden die Klimaanlagen in Fahrzeugen mit R12 befüllt, einem Kühlmittel, daß im Zuge der Diskussionen über die Zerstörung der Ozonschicht durch FCKW und den darauf folgenden Gesetzesänderungen in Europa verboten wurde. Die bestehenden Anlagen dürfen seitdem nicht mehr mit R12 nachgefüllt werden, eine Ausnahme ist wohl noch die Schweiz.

Nun gibt es Ersatzstoffe für R12, wobei der Umbau mit unterschiedlich hohen Kosten verbunden ist, da evtl. diverse Neuteile in der Klimaanlage benötigt werden. Einfach in die leere oder fast leere R12-Anlage irgendein anderes Kühlmittel füllen und gut - das scheint nach mehrfachen Berichten nicht zu funktionieren und kann zum Ausfall des Kompressors führen.

Die günstigste Methode scheint die Verwendung von R134a zu sein, wobei hier ebenfalls Vorsicht angebracht ist, damit einem die Werkstatt nicht diverse Teile wechselt, bei denen das nicht unbedingt notwendig ist.

Eine schöne Beschreibung eines offenbar erfolgreichen und kostengünstigen Umbaues lieferte Wolfgang/Wien in seinen Beiträgen vom 08.05.2002 sowie vom 28.05.2002, aus denen ich im folgenden zitiere:

Klimaanlagen sind gar nicht so kompliziert, eher einfach. Sie funktionieren ziemlich exakt wie Kühlschränke, nur mit dem Unterschied, das beim Kühlschrank die Leitungen, in denen das Kühlmittel transportiert wird, gelötet sind und somit fast ewig dicht sind.
In unseren Autos sind die Verbindungen geschraubt. Abgedichtet werden diese Verschraubungen mit O-Ringen aus Gummi, die mit der Zeit undicht werden und damit strömt das Kühlmittel aus. Damit der Kompressor nicht leer läuft findest du auf dem Entfeuchter (in Fahrtrichtung links vorne hinter dem Scheinwerfer, eine schwarze runde "Dose" mit kleinem Schauglas) einen Druckschalter, der den Kompressor abschaltet, sobald zuwenig Kühlmittel im System ist.
Ich bin zu meiner DB Werksstätte gegangen, das Geld saß locker, die hätten mir alles 'reindrücken können, folgendes haben sie mir verkauft:
Neue O-Ringe (grün), neuen Trockner, Ventiladapter, 1/4 l Kompressoröl und auf meinen Wunsch angesichts des Alters: neuen Kondensator.
Es ist laut Aussage dieser Firma (eine der ältesten und bemühtesten von Wien) NICHT notwendig, den Kompressor zu tauschen.
Du tauscht die O-Ringe in allen Verschraubungen, aufpassen beim Expansionsventil, das wird durch 2 Inbusschrauben gehalten, unbedingt exakte Nüsse verwenden und genauestens ansetzen.
Die O-Ringe werden vor dem Einsetzen mit dem Öl befeuchtet (dichten besser.)
Ebenfalls aufpassen mußt Du beim Kondensator vorne, die Verschraubungen sitzen sehr fest, Du mußt unbedingt die zweite Seite der Verschraubung (am Kondensator) mit einem passenden Gabelschlüssel gegenhalten, sonst reissen Dir diese sofort ab.
Ich empfehle, den Kondensator auszubauen (geht beim 250D ohne Kühlerausbau) und die Lamellen durch Preßluft oder eine Bürste zu reinigen. Das gleiche mach mit den Wasserkühlerlamellen.
Bevor Du die letzte Verschraubung zumachst füllst du ca. 0,1 l Kompressoröl in die Leitung, ebenfalls schraubst Du die Adapterstücke auf die alten Ventile.
So, Du hast jetzt alle Dichtungen getauscht, Öl eingefüllt, Entfeuchter getauscht.
Nun läßt du die Anlage evakuieren und mit 1100 g R134a + Indikator befüllen. Wichtig ist das Evakuieren! Damit fährst du ca. 1 Woche, schaltest die Klima regelmäßig ein und kontrollierst folgendes:
Kühlleistung?, schaltet sich der Lüfter ein?, siehst Du eine Undichtigkeit?
Angenommen, die Kühlleistung ist okay, der Lüfter funktioniert, Deine Verschraubungen sind dicht und auch der Kompressor ist dicht, dann läßt du die Anlage nochmals leeren, füllst nochmals ca 0,1 l bis 0.125 l Kompressoröl in eine Leitung und läßt die Anlage nochmals evakuieren und füllen.
Wichtig ist das evakuieren. Das dauert zumindest eine Stunde!
Du müßtest jetzt eine funktionierende, dichte Klimaanlage haben.
Ich habe genau diese Übung vor einem Monat mit meiner Anlage gemacht und sie ist dicht und kühlt wie in einem Kühlhaus. Alle Leute die ich als kompetent anerkenne, haben mir versichert: SO geht's, auch die bei Mercedes.
Ich gehe davon aus, daß die Anlage die nächsten 5 Jahre ohne Probleme funktioniert. ich werde euch auf dem laufenden halten so sich etwas ändert.
Wie bei allen Kfz-spezifischen Angelegenheiten gibt es viele Halbwahrheiten.
Ich denke da nur an Bremsanlagen. Sicher sollte jemand, der keine Ahnung davon hat, die Finger davon lassen, ABER: wenn man sich damit beschäftigt, merkt man schnell, daß Bremsen keine Hexerei sind.
Ähnlich bei Klimaanlagen. Viele haben ein Halbwissen, manche geschäftliches Interesse, die Sache zu verkomplizieren.
Sicher ist R134 "flüchtiger" als R12, trotzdem muß die Anlage zumindest 5-7 Jahre ohne Probleme funktionieren.
Wenn man Werkstättenmenschen zuhört, dann muß man alle 2 Jahre das Kühlmittel unbedingt tauschen, wenn man den Neuwagentechniker fragt, dann sagt der "Lebenszeitfüllung", kein Service die ersten zehn Jahre. Alles eine Frage des Standpunkts.
Es hat über klimaanlagen eine ziemliche Diskussion im 126er Forum gegeben und immer, wenn einer erklärt hat, wie kompliziert und schwierig alles ist, hat sich einer zu Wort gemeldet der gemeint hätte, er fährt seit 8 Jahren mit einer umgebauten Anlage und sie kühlt wie am ersten Tag.
Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt und obige Vorgangsweise als gut befúnden. Ich denke, ich werde mich die nächsten Jahre um meine Klimaanlage nicht mehr kümmern müssen.
Nur Mut, liebe Grüße
Wolfgang

Bei dieser ausführlichen Schilderung fehlt nur noch die Adressammlung von Werkstätten, die einem solche Teile verkaufen und das Wechseln des Kühlmittels vornehmen. Gerne können wir hier eine Liste von Werkstätten veröffentlichen, ich benötige nur die Daten von Ihnen, die mir per email zugeschickt werden dürfen.

Autor: Christian Martens