Welche Ölsorte oder Ölart für den Motor

Aus W124-Archiv
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Die Motoren des W124 sind in den späten Siebzigern (M102) oder frühen Achtzigern (M103) des letzten Jahrhunderts konstruiert (später kamen dann die Vierventiler M104 und M111) und sind für die damals üblichen Öle ausgelegt worden. Das war die Zeit, in der "Castrol GTX-2 turbo-getestet" ein Spitzenöl war, dieses Öl gibt es inzwischen nur noch ganz unten im Regal, wenn überhaupt...

Was ich damit meine, ist, ein Markenöl der (heute) einfachen oder mittleren Preisklasse befriedigt die Ansprüche dieser (konstruktiv) alten Motoren völlig, man muß nicht ein RSXY-vollsynthetisch für 40 € pro Liter nehmen. Von einer Verlängerung der Wechselintervalle auch oder gerade bei Verwendung teurer vollsynthetischer Öle wird immer wieder abgeraten.

Über die Frage, wie dünn ein Öl im betriebswarmen Zustand ist und ob ein 0W-40 Öl dann weniger gut schmiert, als ein 15W-40 wird immer wieder gerne diskutiert. Hier ist ein schöner Text von StefanC, den er im Verlauf dieses threads (f22 forum42266 76493 ->fehlt) von Anfang Juni 2003 schrieb:

Zum 1.Millionsten mal: Ein 0W40 ist warm NICHT dünner als ein 10W40!
  1. habe ich bei all meinen Autos, die ich alle auf Vollsynthetik umgestellt habe, noch nie erlebt, daß auch nur einer zu sabbern angefangen hätte.
  2. sagt die erste Zahl, in dem Fall die 0W nur etwas über die Viskosität in KALTEM Zustand aus, in kaltem Zustand ist das 0W-Öl auf jeden Fall dünner. Aber das ist völlig egal, denn egal wie dünn ein 0W kalt ist, jedes 15W40 ist warm dünner als das beste Öl kalt.
  3. sagt die zweite Zahl etwas über die Viskosität in warmem Zustand aus, und die ist GLEICH, egal ob 0W40, 5W40, 10W40 oder 15W40, das ist einfach Fakt, da kannst Du jeden fragen, der irgendwo in der Ölentwicklung tätig ist.
  4. Daß wir hier nicht von 100%iger Identität reden, ist klar, eine gewisse Streuung ist auch innerhalb der Viskositätsklasse vorhanden. Aber erstens liegt diese Streuung nicht im relevanten Bereich, mal abgesehen von manchen billigen Baumarktölen, die noch nicht einmal die Viskositätsklasse einhalten, wie sich in Tests herausgestellt hat. Und zweitens ist diese Streuung nicht grundsätzlich so, daß alle 0W40-Öle am unteren Ende und alle 15W40 am oberen Ende liegen, sondern alle schön durcheinander.
  5. wenn ein Motor nach der Umstellung auf 0W anfängt zu sabbern, liegt das höchstens daran, daß sich vorher beim Betrieb mit schlechterem Öl Ablagerungen gebildet haben. Durch den hohen Reinigungseffekt des Vollsynt-Öles werden diese Ablagerungen gelöst. Wenn nun diese Ablagerungen gerade kleine Undichtigkeiten verstopft haben, KANN es dadurch zu einem sabbern kommen. Aber dann lag schon vorher eine Undichtigkeit vor, die nur durch Ablagerungen kaschiert wurde, dafür kann man kaum das Vollsynt-Öl verantwortlich machen.
  6. ist in Tests erwiesen, daß bei extremen Temperaturen so ab 140°C Öltemperatur ein 15W40 sogar DÜNNER wird als ein 0W40, einfach weil ihm die Hochtemperaturfestigkeit fehlt. Generell verändert sich ein 15W40 in der Viskosität sehr viel stärker über den Temperaturbereich von kalt sehr zähflüssig bis heiß sehr dünn, während ein hochwertiges 0W40 oder 5W40 über den gesamten Bereich eine viel konstantere Viskosität hat.

Dem ist von meiner Seite aus nichts hinzuzufügen.

Zum Thema synthetisches gegen mineralisches Öl ist viel geschrieben worden (siehe oben), es handelt sich wohl um eine Art Glaubenskrieg, in den ich mich (als katholisch getaufter Evangele) nicht einmischen will. Ich habe mich von einem guten und günstigen mineralischen Öl verabschiedet, weil ich ein vollsynthetisches Noname mit Freigabe(!) von Mercedes für weniger Geld bekomme.

Hat man seinen Gebrauchten neu und überlegt, was man nun in den Motor füllt, sollte man sich daran orientieren, was der Motor auch früher bekommen hat. Hierfür ist ein Scheckheft oder ein Ölzettel im Motorraum hilfreich. Liegt das alles nicht vor (grummel), muß man sich etwas einfallen lassen. Zur grundsätzlichen Frage mineralisch gegen synthetisch siehe oben.

Man sollte einen neuen alten Motor nicht einfach mit synthetischem Öl befüllen und zum "Warmfahren" auf die Autobahn düsen. Zuerst den Oleinfülldeckel öffnen und hineinsehen: alles blank oder honiggelb? Alles in Ordnung! Sieht man schwarze Ablagerungen, sind diese im gesamten Motor vorhanden und müssen vorsichtig entfernt werden. Dafür den Ölwechsel mit einem guten Öl durchführen und nach 1000km den Filter erneuern, spätestens nach 5000km den kompletten Ölwechsel mit Filterwechsel wiederholen.

Hierdurch soll erreicht werden, daß die Ablagerungen laaangsam gelöst werden und ohne den Motor zu verstopfen im Filter landen, der dann ausgewechselt wird. Von Ölspülungen wird abgeraten, da die Gefahr besteht, die Ablagerungen in größeren "Brocken" zu lösen, die dann irgendwelche Bohrungen verstopfen.

In den letzten 20 Jahren hat man zum Glück die Gefahr der Schwarzschlammbildung durch verbesserte Öle in den Griff bekommen, so daß richtig verbackene Motoren längst tot sein sollten und heute nicht mehr angeboten werden dürften. Es gilt nach wie vor die alte Grundregel: Ölwechel, Ölwechsel und nochmals Ölwechsel!

Meiner Meinung nach ist es besser, regelmäßig Öl und Filter zu wechseln sowie den kalten Motor vorsichtig warmzufahren, bevor man ihn belastet, als ein teures Öl einzufüllen und dafür immer mit quietschenden Reifen aus der Garage zu starten.

Autor: Christian Martens