Ölverbrauch von gebrauchten Motoren

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Angeblich gibt es ja Motoren, die haben gar keinen Ölverbrauch. Nun ja. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten durch verbesserte Fertigungsverfahren und Werkstoffe des Motors sowie die Entwicklung der Öle viel getan, jedoch verbrennt ein Hubkolbenmotor immer eine gewisse Menge Öl während des Betriebes. Dies muß nicht so weit gehen, daß man zwischen den Ölwechselintervallen nachfüllen muß - es kann aber.

Grundsätzlich ist übermäßiger Ölverbrauch schädlich, denn er führt zu Ablagerungen im Motor und kann den Katalysator zerstören. Was ist nun "übermäßiger Ölverbrauch"?

In der Betriebsanleitung schreibt Mercedes, daß ein Ölverbrauch von einem Liter auf 1000 km noch in Ordnung sei. Andere Hersteller, z.B. Audi s.o., machen ähnlich großzügige Angaben, vermutlich, um sich Gewährleistungsansprüche bei schlechten Motoren vom Leibe zu halten. Allgemein wird ein Ölverbrauch von einem Liter auf 10tkm als vertretbar angesehen und zwei Liter auf 10tkm sind so die Grenze. Dies bedeutet, daß gegen Ende des Ölwechselintervalles von 10tkm die Ölstandskontrolleuchte ab und zu angeht (ein Liter auf 10tkm) oder entsprechend früher, vielleicht bereits nach 5tkm die Leuchte angeht, man dann einmal einen Liter nachfüllt (ein Liter auf 5tkm) und bis zum Wechseln Ruhe hat.

Verbraucht der Motor mehr Öl, sollte man dringend nach den Ursachen forschen (lassen). Zwei Problemzonen gibt es: Kolbenringe und Ventilschaftdichtungen.

Defekte Kolbenringe bzw. ausgeschlagene Kolbenringnuten führen dazu, daß der Ring Öl in den Brennraum pumpt, das dann dort mehr oder weniger vollständig verbrannt wird, auf jeden Fall aber für die Schmierung nicht mehr zur Verfügung steht. In so einem Fall muß der Motor weitgehend demontiert werden, es sind neue Kolben und Kolbenringe fällig. Ob sich so eine teure Operation noch lohnt, ist fraglich, heute halten die Motoren "normalerweise" mehrere hunderttausend Kilometer, ohne daß eine Revision notwendig würde, früher kam soetwas häufiger vor, war vielleicht sogar in bestimmten Abständen üblich.

Die Ventilschäfte ragen oben aus dem Zylinderkopf und werden vom Motoröl geschmiert. Um jeden Ventilschaft herum sitzt eine Ventilschaftdichtung, so ein kleiner Gummi- oder Plastetopf, dessen Aufgabe es ist, das Eintreten von Öl durch die Ventilführung in den Verbrennungsraum zu verhindern. Diese Ventilschaftdichtungen verhärten mit der Zeit, laufen dann ein und dichten nicht mehr ordentlich. In der Folge gelangt hier zunehmend Öl in den Verbrennungsraum und verkokt die Ventile oder verbrennt ganz einfach.

Das Erneuern der Ventilschaftdichtungen ist ohne Motordemontage möglich und deshalb nicht sehr teuer. Irgendwann bei sechsstelligen Laufleistungen und zweistelligem Fahrzeugalter ist diese Reparatur 'mal fällig und meist geht der Ölverbrauch anschließend gegen Null, so daß man den Erfolg auch sehen kann. Also: gönnen Sie es sich und ihrem Motor!

Bei Motoren mit sehr hohen Laufleistungen oder solchen, die schlecht behandelt wurden (seltener Ölwechsel, in kaltem Zustand hochgedreht und so weiter) können auch die Ventilführungen ausschlagen, so daß das Ventil in der Führung schlabbert. Dann kommt es an dieser Stelle zu erhöhtem Ölverbrauch, weiterhin dichten die Ventile selbst nicht mehr ordentlich, der Sitz ist ausgeschlagen etc. Hier muß zumindest der Zylinderkopf demontiert und überholt werden, neue Führungen, ggfs. neue Ventile, Ventilsitze fräsen und einschleifen und neue Ventilschaftdichtungen. Dies ist eine kleine Revision, die sich aber meist noch lohnt, da der Motor anschließend wieder für einige 10tkm, wenn nicht sogar über 100tkm gut ist.

Autor: Christian Martens