Ausbau und Reparatur des Kombiinstrumentes

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Ausbau des Kombiinstrumentes

Wie so vieles ist auch der Ausbau des Kombiinstruments eigentlich ganz einfach. Das Gehäuse des Kombiinstrumentes ist im Armaturenbrett verklemmt und wird von vier kleinen Stahlfederblechen, die im Armaturenbrett befestigt sind, gehalten. Diese Bleche drücken auf vier Gummistreifen, die auf das Gehäuse des Kombiinstrumentes geklebt sind. Die ganze Kunst besteht also darin, das Gehäuse möglichst zügig und zerstörungsarm gegen die von den Federn auf dem Gummi erzeugte Reibungskraft nach innen (in Fahrtrichtung hinten) zu ziehen.

Das Lenkrad kann an seinem Platz verbleiben und sollte in Geradeausstellung gebracht werden. Wie bei allen Arbeiten an der Fahrzeugelektrik sollte man aus Sicherheitsgründen die Batterie abklemmen, also den Minuspol lösen und beiseite hängen.

Bis auf die Achtzylinderfahrzeuge 124.034 (400E) und 124.036 (500E) sind die W124 mit einem mechanisch angetriebenen Tacho ausgerüstet, wobei die Tachowelle vom Getriebe zum Kombiinstrument läuft. Diese Welle sollte vorsichtig behandelt und nicht geknickt werden, damit die Tachonadel später nicht zittert.

Nach Entfernen der Bodenmatte(n) im Fahrerfußraum sieht man eine knapp fingerdicke "Leitung", die unterhalb des Bremspedals aus dem Bodenblech kommend nach oben verläuft: Die Tachowelle. Sieht man diese Welle nicht, hat das Fahrzeug vermutlich einen elektrisch angetriebenen Tacho, was die weitere Arbeit vereinfacht.

Über dem Bremspedal ist die Tachowelle von einer Blechklammer an der unteren Verkleidung gehalten - hier muß man sie aus der Klammer aushaken, damit die Welle nach oben Spiel bekommt und in den Schlitz über dem Pedal gezogen werden kann.

Mercedes schreibt übrigens vor, die Welle am Getriebe zu lösen (abzuschrauben) und etwas in den Innenraum zu ziehen. Diese Methode funktioniert sicherlich hervorragend, erfordert jedoch, daß man unter das Fahrzeug kommt und dort arbeiten kann (Grube oder Bühne), was sich mit dem hier beschriebenen Aushaken vermeiden läßt.

Nun gilt es, das Kombiinstrument nach innen zu ziehen oder zu drücken, damit man die Kabel an der Rückseite abnehmen kann. Es gibt hierfür spezielle Ausziehhaken, die man rechts und links zwischen Armaturenbrett und Gehäuse einführt (dort, wo der Knick von Senkrecht zu Schräg ist), dann um 90° nach innen dreht und das Gehäuse langsam und mit Kraft herauszieht.

Die originalen Ausziehhaken haben bei Mercedes die Teilenummer W 140 589 02 33 00, sie kosten in D pro Stück 8,50€ brutto. Es mag vorkommen, daß einem die freundliche Mercedeswerkstatt kein "Spezialwerkzeug" verkaufen will, dann probiert man die nächste oder den freien Werkzeug- bzw. Autoteilehandel. Ich habe meine Nicht-Original-Haken im Zubehörladen für 15€ das Paar bekommen und die tun's auch.

Es gibt auch hier diverse weitere Methoden, mit denen man das Kombiinstrument herausbekommen kann, einige wurden in der Beantwortung meiner Anfrage vom 10.09.2002 beschrieben. Auch kann man sich die Ausziehhaken z.B. aus Fahrradspeiche selbst fertigen oder das Gehäuse nach Ausbau des linken Lautsprechers von hinten herausdrücken. Zu berücksichtigen ist bei diesen Beschreibungen auch, daß nicht jedes Gehäuse gleich fest (oder locker) im Armaturenbrett steckt, so daß das eine leicht kommt und das andere nur mit Einsatz kontrollierter Gewalt.

Das Hebeln mit Schraubenzieher, Spachtel, Haken etc. am Gehäuse selbst ist meiner Meinung nach nicht empfehlenswert, da es schnell zu (zwar kleinen aber immerhin) Zerstörungen am Gehäuse und Armaturenbrett kommen kann, die man anschließend immer im Blick hat. Der Preis der Haken ist im Verhältnis zu dem des Gehäuses des Kombiinstrumentes oder gar des Armaturenbrettes zu vernachlässigen meine ich.

Hat man das Gehäuse ein Stück weit herausgezogen (nochmals darauf achten, daß die Tachowelle unten in den Schlitz läuft und nicht geknickt wird) legt man es auf der Rückseite des Lenkrades ab und beäugt die Strippen, die hinten an dem Kombiinstrument angeschlossen sind. Rechts sind diverse Einzelleitungen angeschlossen, links ein dicker Mehrfachstecker und in der Mitte sitzt die Tachowelle. Ich habe mich beim Lösen der Leitungen von rechts zur Mitte vorgearbeitet, dann die Tachowelle abgeschraubt, das ging glücklicherweise einfach mit der Hand, und dann links die restlichen Verbindungen gelöst

Anschließend hat man den Kasten in der Hand und blickt dem Armaturenbrett in seine Eingeweide :-)

Der Einbau geschieht in umgekehrter Reihenfolge, wobei man sich vermutlich nur beim Einschieben der Einzellampen (ABS, SRS, ASR, Vorglühen etc.) auf der rechten Seite vertun kann, alle anderen Stecker sind so "einzigartig", daß man sie nicht vertauschen und schon gar nicht verpolen kann. Zum Schluß wird die Tachowelle wieder eingehakt und die Fußmatte(n) ordentlich verlegt, bei Automatic bitte darauf achten, den Übergasschalter unter dem Gaspedal freigängig zu halten. Batterie anklemmen, fertig.

Zerlegen des Kombiinstrumentes

Legt man das Kombiinstrument auf sein "Gesicht", sieht man hinten die Platinen, in denen die Lampen stecken und die Anzeigegeräte montiert sind. Die Leuchtenfassungen lassen sich durch Dreh nach links herausnehmen.

Defekte Leuchten sollte man nur durch originale oder typidentische ersetzen. Besonders die beiden dicken Teile zur Beleuchtung der Vorderseite des Kombiinstrumentes dürfen nicht durch leistungsstärkere ersetzt werden, da die entstehende Hitze das "Lichtleitsystem" aus Kunststoff zerstören würde.

Auffällig ist der rote Lampensockel (ab 1988 verbaut), der keine Leuchte sondern die Sicherung für die Schalterbeleuchtung enthält. Bei Bedarf erneuern.

Der weißliche Keramikkörper, unten rechts von der Mitte, enthält den Regelwiderstand für die Schalterbeleuchtung.

Mit einen Kreuzschraubendreher (fürchterliches Wort) läßt sich das Kombiinstrument weiter zerlegen, man löst und entfernt alle Schrauben, hebt die drei Platinen zusammenhängend ab und setzt sie auf einer weichen Unterlage so ab, daß sie auf der Rückseite liegen können - ansonsten besteht die Gefahr, daß man die Zeiger oder Zifferblätter beschädigt.

Wenn die verwendeten Anzeigeinstrumente auch eher als "Schätzeisen" anzusehen sind, die Genauigkeit ist also in etwa eine Daumenbreite, haben wir es hier mit Feinmechanik zu tun, die eine andere Behandlung benötigt, als beispielsweise die Bundmutter auf der Antriebswelle. Also vorsichtig mit den breiten Fingern.

Legt man die Platinen ab, so fallen sie in drei (bis vier) Teile auseinander. Man sollte sich genau ansehen, wie die Platinen zusammengehören, damit der Zusammenbau nicht zu einem Puzzle wird. Wie immer gilt auch hier: wenn man weiß, wie es geht, ist es ganz einfach!

Die Beleuchtung des Kombiinstrumentes erfolgt mit zwei sockellosen Birnchen 3W/12V. Auch wenn die Beleuchtung noch funktioniert, sollte man diese beiden Birnchen auswechseln, da die Leuchtkraft über die Jahre nachläßt. Mit neuen Birnen ist das Kombiinstrument deutlich heller ausgeleuchtet, als mit den 12 Jahre alten Teilen!

Ausgefallene Anzeigegeräte kann man offiziell nur mit der kompletten Platine ersetzen, also Drehzahlmesser und Uhr zusammen oder Kühlwassertemperatur und Tankanzeige und Öldruck oder eben Tacho und Wegstreckenzähler komplett. Reparaturen sind hier von Mercedes nicht vorgesehen - jedoch in bestimmtem Umfang trotzdem möglich, das macht ja gerade den Reiz aus.

Zumindest bei den Kombiinstrumenten vor 1990 sind alle Geräte und elektronischen Bauteile auf der Oberseite verlötet, was zu manchem Problem führen kann, da die Lötstellen nicht alle zugänglich sind.

Tankanzeige spinnt

Wenn die Tankanzeige noch 1/4 anzeigt während die Reservelampe bereits leuchtet, dann stimmt irgendetwas nicht. Irritierend ist es auch, wenn die Tanknadel im letzten Drittel der Anzeige unmotiviert zwischen dem linken Anschlag und irgendwelchen unlogischen Werten hin- und herspringt. Eine mögliche Fehlerquelle hierfür ist der Geber im Tank, um den geht es hier aber nicht. Durch starkes Klopfen auf das Armaturenbrett über der Tankanzeige konnte ich mein Anzeigegerät dazu überreden, schagartig den richtigen Wert anzuzeigen - jedoch war diese "Reparatur" nur von kurzer Dauer.

Ich habe die Tankanzeige repariert, indem ich die Mutter, die das Anzeigegerät auf der Platine hält, etwas nachgezogen und den von außen zugänglichen Anschlußpunkt nachgelötet habe. Der andere Anschlußpunkt liegt unzugänglich mitten auf der Platine und mußte bleiben, wie er war. Zwischen Anzeige und Reservelampe war bei dem Gerät von 1989 ein kleiner Trimmer, dessen zugängliche Kontakte ich ebenfalls nachgelötet habe. Dieser Trimmer war auf einer 1986er Platine nicht vorhanden - nur falls ihn jemand sucht und nicht findet.

Die Operation war erfolgreich, die Tankanzeige sinkt nun kontinuierlich (das kann man ihr leider nicht direkt vorwerfen) und zeigt keine Sprünge mehr.

Kilometerzähler steht oder hakt

Irgendwann bleibt der Kilometerzähler stehen und zählt nicht mehr weiter. Wenn dieser Zustand auch von manchen Betrügern erwünscht oder gar absichtlich herbeigeführt wird, ist er üblicherweise störend. Am einfachsten ist es, zu Mercedes zu fahren und sich einen neuen Tach einbauen zu lassen. Kostet die Kleinigkeit von irgendwas bei 250€ - na schön, ist also keine so tolle Idee. VDO stellte diese Tachos her und ist in seinen örtlichen Vertretungen (leider nur teilweise) willens und in der Lage, sie auch zu reparieren. Kostenpunkt so um die 100€, wie Sebastian in seinem Beitrag vom 15.07.2002 schrieb.

Wenn der Tageskilometerzähler allein betroffen ist, hilft es meist, den Rückstellknopf nochmals zu drücken und herausschnellen zu lassen, das löst irgendwelche Verklemmungen im Gerät. Zur Vorbeugung sollte man den Rückstellknopf nur betätigen, wenn das Fahrzeug steht, das verhindert später solche Probleme.

Bleibt jedoch auch der große Kilometerzähler stehen, hat man einen Standardfehler dieser Instrumente entdeckt, der die Sternenjünger bereits seit mehreren Autogenerationen beglückt, denn schon zu Zeiten des /8...

Im Tacho sitzt ein Zahnrad, das durch einen Schneckentrieb angetrieben wird. Dieses Zahnrad ist auf seiner Welle festgeklemmt und dreht diese und damit den Kilometerzählermechanismus insgesamt. Wenn das Zahnrad auf der Welle frei dreht - und irgendwann dreht es frei auf der Welle - wird das Zählwerk nicht mehr angetrieben, die Anzeige bleibt stehen.

Die Lösung des Problemes liegt darin, das Zahnrad wieder kraftschlüssig mit der Welle zu verbinden. Hierzu reicht es manchmal, es einfach wieder in Richtung des Zählwerkes zu schieben und damit auf der Welle neu festzuklemmen, wie von Gogo in seinem Beitrag vom 15.07.2002 beschrieben. Allerdings meldet er sich mit diesem Beitrag bereits am 05.09.2002 zurück und berichtet, daß der Kilometerzähler leider wieder stehengeblieben ist.

Wenn man das ganze Gelumpe also schon ausgebaut und zerlegt hat, bietet es sich an, etwas gegen die Verschiebung des Zahnrades auf der Welle zu unternehmen. Schneckentriebe haben nämlich die unangenehme Eigenschaft, Seitenkräfte aufzubauen und diese Seitenkräfte ziehen das Zahnrad wieder von seiner Soll-Position, wenn es nicht daran gehindert wird.

In seinem Beitrag vom 24.06.2000 zitiert Eberhard die englische Anleitung eines Richard Soennichsen, der die Welle, auf der das Zahnrad aufgepreßt war, ausbaut, die durch das freilaufende Zahnrad glattgescheuerte Preßstelle der Welle aufrauht und das ganze wieder zusammenpreßt. Eine sehr aufwendige aber auch sehr "originale" Reparaturmethode.

Eine sehr schöne und ausgiebig bebilderte Anleitung, wie man die Welle ausbaut und die Preßstelle neu aufrauht findet sich auf den sehr informativen Seiten von Ralf Staudenmaier. Es geht bei dem Patienten zwar um einen Tacho aus dem W201, die Mechanik - und das grundsätzliche Problem - ist aber wie geschrieben überall identisch.

Man kann das Zahnrad in seiner korrekten Position auch durch Montage eines kleinen Klemmringes aus dem Modellbau oder eines selbst gefertigtes Sicherungsbleches fixieren. Eine andere und wohl die einfachste Lösung ist es, mit einem (sorgfältig placierten) Tropfen "Sekundepepp" (Sekundenkleber) oder Epoxikleber aus dem Modellbau das Zahnrad an der gewünschten Position und gleichzeitig drehsicher auf der Welle zu fixieren.

Zeituhr defekt

Wenn die Uhr im rechten Rund nicht mehr richtig anzeigt oder nur noch vor sich hin zuckt - ist sie hin. Wenn die Uhr gar nicht mehr geht, sollte man zuerst alle Sicherungen genau überprüfen, wenn man dort jedoch keinen Fehler findet... kann man sich für den sicherlich angemessenen Betrag von ca. 300 € eine neues Instrument bei Mercedes einbauen lassen.

Wem das nicht paßt, der kann natürlich auch reparieren, wozu sind wir sonst hier?!

Für einen elektrischen Schwingkreis, wie er auch in einer Uhr verwendet wird, benötigt man im einfachsten Falle ein paar Drähte, eine Spule und einen Kondensator. Damit das Ganze auch schwingt, wirft man mit Schwung ein paar Elektronen in den Stromkreis und schon schwingen diese dann munter zwischen Induktivität und Kapazität hin und her - fertig ist der Schwingkreis, zumindest in der Theorie.

Nun altern Spulen (in diesen Zusammenhängen) praktisch nicht, die hier verwendeten Elektrolytkondensatoren hingegen schon und irgendwann ist dem Schwingkreis nur noch ein müdes Zittern zu entlocken, falls überhaupt.

Bereits am 24.08.2000 schrieb Thomas S. in seinem Beitrag, daß es meist ausreicht, die beiden Elkos auf der Uhrenplatine auszutauschen. Wie Simon in seinem Beitrag vom 24.06.2002 schrieb, sind genau wie bei bei der Uhr des W123 zwei Elektrolytkondensatoren mit 100µF / 16V verbaut. Der Wechsel der Elkos ist auf Grund der Zugänglichkeit - die Zeiger von Drehzahlmesser und Uhr sowie das Ziffernblatt müssen entfernt werden - etwas aufwendig und erfordert gewisse Fertigkeiten im Umgang mit dem Elektronik-Lötkolben, verspricht aber dauerhaften Erfolg. Ach ja, Elektrolytkondensatoren haben eine Polung, man muß also die neuen Elkos mit + und - genauso einbauen, wie die alten montiert waren, damit es funktioniert.

Verblichene Zeiger renovieren

Mit den Jahren in der Sonne - alle Schatten- oder Garagenparker lesen unten weiter - verbleichen die Zeiger und ändern Ihre Farbe von Signalorange über Zitronen- nach Blaßgelb. Dies gibt dem Fahrzeug den gewissen Gebrauchtwagentouch, der oftmals nicht erwünscht ist.

Wenn man die Instrumente gerade vor sich auf dem Tisch hat, ist das eine gute Gelegenheit, die Zeiger zu überholen, indem man sie einfach lackiert. Hierbei muß man unterscheiden, ob man die originale Färbung wieder herstellen will, oder ob man etwas ganz anderes möchte (customizing heißt das auf Neu-Deutsch).

Damit die Zeiger wieder wie neu leuchten, sollte man, wie Eberhard Weilke in seinem Beitrag (f10,forum15518,36801.htm->fehlt) vom 25.04.2001 schrieb, signalorangene Modellbaufarbe zärtlich mit einem feinen Pinsel auftragen. Dieser lyrischen Schilderung will ich eigentlich nichts hinzufügen.

Markus Wagner (f10 forum15518 270567 ->fehlt) berichtete in seinem Beitrag vom 25.07.2004, daß es sich bei der Originalfarbe der Zeiger um den Ton "RAL 2007 seidenmatt" handeln würde.

Man sollte meiner Erfahrung nach keine Modellbaufarbe nehmen, diese war bei mir - auch nachdem ich sie verdünnt hatte - viel zu pastös, um einen sauberen und glatten Auftrag zu erzielen oder sie deckte wegen der Verdünnung nicht. Aber, vielleicht hatte ich einfach Pech.

Es ist ratsam, möglichst dünnen und matten Lack zu kaufen, z.B. in einer Sprühdose aus dem Baumarkt und damit einen dünnen(!) Farbauftrag vorzunehmen. Ich habe die Zeiger beim Tee in Signalrot RAL 3000 (aus der Sprühdose in den Deckel gepustet und dann mit dem dünnen Pinsel) lackiert, ist nicht original, aber von der Oberfläche her sehr gut und fein geworden.

Legt man beim Lackieren ein kleines Stück Papier zwischen den zu lackierenden Zeiger und die Tachoscheibe oder klebt einen breiten Klebestreifen unter den Zeiger, so vermeidet man plötzliche Wutausbrüche und Gefluche, was nur unnötig die Kinder erschreckt oder die Katze vergrault. Diesen Rat sollte man auch beim zweiten Anstrich befolgen, selbst wenn man beim ersten Mal mit sicherer Hand nicht gepatzt hat - woher ich das nun wieder weiß :-/

Die Zeiger, die gegen einen Anschlagstift laufen (Tacho, Öldruck, Verbrauchstendenzanzeige [würg]) sollten vor dem Lackieren mit einem Klebestreifen über der Achse in Mittelstellung fixiert werden und so verbleiben, bis der Lack getrocknet ist. Ansonsten wird der Anschlagstift auch lackiert oder die Nadel bleibt später am Anschlag kleben...

Man sollte auf einen dünnen Farbauftrag achten, weil die Zeigermasse Bestandteil des kalibrierten Anzeigegerätes ist und ein paar Gramm Farbe (ich übertreibe hier absichtlich) verfälschen hinterher die Anzeige. Dies kann insbesondere beim Tacho und beim Drehzahlmesser ein Problem werden, da deren Nadeln besonders lang sind und möglichst genau anzeigen sollten. Das Moment ist ja bekanntlich das Produkt aus Kraft (hier Gewichtskraft des Zeigers samt Farbe) und Hebelarm (hier Zeigerlänge).

Eine interessante Diskussion zur Frage, wie und womit und vor allem was man lackieren darf, findet sich Anfang Juli 2004 im W123-Forum. (f10 forum15518 267254 ->fehlt)

Will man die Zeiger nicht im originalen Farbton nachlackieren, muß man bedenken, daß die Tachoscheibe ein paar Markierungen in (zumindest ehemals) diesem Orange enthält (die Striche zwischen 50 und 60 km/h sowie die Schaltpunkte). Nun ist RAL 3000 z.B. ein schönes und tiefes Rot, das die Zeiger durchaus schmückt, es sieht jedoch über den (verblichen-) orangen Markierungen auf der Tachoscheibe - äh, sagen wir 'mal - ziemlich daneben aus. Hier sollte man sich rechtzeitig Gedanken um die Neugestaltung oder den Austausch der Tachoscheibe machen.

Tachoscheibe auswechseln

Einfarbige Tachoscheiben in Schwarz, Weiß, Elfenbein oder auch Aluminium gibt es immer mal wieder bei ebay. Beliebt sind auch die "großen" Anzeigen von Tunern wie AMG oder Brabus, die dann bis 300km/h gehen, wovon im Betrieb meist nur knapp die Hälfte genutzt wird - wenn überhaupt. Martin merkte zu einer Anfrage über Tachoumbauten im Frühjahr 2001 schelmisch an, ob es nicht frustrierend sei, wenn die Tachonadel bei Vollgas senkrecht steht. Senkrecht nach oben, versteht sich. Er bekam komischerweise keine Antwort auf seine Frage :->

Der Austausch einer Tachoscheibe erfordert, daß die Tachonadel demontiert wird. Dazu hebt man sie vorsichtig über den Anschlagstift und markiert die Nullage - wobei diese Markierung meist schon am Rand der Tachoscheibe vorhanden ist. In genau dieser Position muß die Nadel später wieder auf die Welle gedrückt werden!

Anschließend hebelt man die Nadel z.B. mit einer Gabel oder einer medizinischen Pinzette vorsichtig und mit Kraft von der Welle ab und legt sie beiseite. Stützt man man den Hebel auf der Tachoscheibe ab, so muß etwas elastisches dazwischengelegt werden, damit es keine Druck- oder Kratzspuren im Mattlack gibt.

Irgendwo habe ich 'mal gelesen, daß Uhrmacher - so richtige Uhrmacher, nicht die Batteriewechsler im Kaufhaus - kleine Abzieher für Uhrenzeiger haben, so daß einem dort sicherlich zerstörungsfrei die Zeiger demontiert werden können, wenn man freundlich fragt.

Mit einem passenden! und gratfreien! Schraubenzieher löst man letztlich die beiden Schrauben, die die Scheibe auf dem Instrument halten, und hat die Tachoscheibe in der Hand.

Beim Zusammenbau setzt man den Zeiger vorsichtig so auf die Welle, so daß der Zeiger auf seine Nullage zeigt und drückt beherzt zu. Dann den Zeiger vorsichtig über den Anschlagstift heben und fertig. Wenn dabei etwas schief geht und der Tacho falsch anzeigt, kann man die Prozedur wiederholen (Nadel herunter und wieder aufsetzen) oder den Tacho notfalls neu justieren lassen.

Will man eine Tachoscheibe mit anderer Skala verwenden, muß der Tacho auf jeden Fall neu justiert werden, da die Nadel ansonsten die falschen Werte anzeigt - woher soll sie auch "wissen", daß dort, wo früher 100km/h stand, plötzlich 120km/h steht? Solche Einstellungen nimmt z.B. der Hersteller VDO vor und berechnet dafür bei Anlieferung des ausgebauten Gerätes ca. 50€.

Modifikationen der Tachoscheibe mittels Klebefolien, die man fertig kaufen oder selbst erstellen kann, sind möglich, überzeugen im Ergebnis jedoch meist nicht. Kleberänder lösen sich leicht wieder und die Farben aus dem Tintenstrahldrucker bleichen aus, dann war die Arbeit doch vergeblich.

Nachrüsten einer Öltemperaturanzeige

Ob man eine Öltemperaturanzeige benötigt oder nicht, darf jeder selbst entscheiden. Meiner Ansicht nach kann man anhand der Öltemperatur sehen, wann der Motor richtig warm ist und voll belastet werden darf. Auch erhält man interessante Informationen über den thermischen Zustand des Motors bei Autobahnfahrten etc. Aber, wie immer, der eine braucht's, der andere nicht, eine der vielen Diskussionen zu diesem Thema fand im Januar 2002 im W124-Forum statt.

Ausgangspunkt jeder Temperaturanzeige ist der Geber, also beim nächsten Ölwechsel schon 'mal einen VDO-Geber statt der Ölablaßschraube eindrehen und das Kabel bis unter's Armaturenbrett ziehen. Soviel ich weiß, haben die M102 (im W124) und M103 alle eine Schraube M14x1,5, die 4-Ventiler M111 und M104 ebenfalls, während die alten M102 im W123 oder die M117 (im W126) eine Schraube M12x1,5 haben.

Ich habe beim Tee den Aschenbecher 'rausgeworfen (endlich Nichtraucher - nach über 20 Jahren Genuß) und an Stelle dessen zwei Standardinstrumente von VDO für Bordspannung und eben Motoröltemperatur in einer lackierten Holzblende verbaut. Nicht gerade im Blickfeld des Fahrers, aber immerhin. Solche Ausstattung hat es übrigens im 190E 2.3-16 serienmäßig(!) gegeben, wobei die Öltemperatur links sitzt und das Voltmeter rechts, dazwischen hat der 16V eine Stopuhr.

Ursprünglich hatte ich im Tee das Voltmeter links und die Öltemperatur rechts, das lies sich auch gut ablesen. Nachdem ich seit Frühjahr 2004 auch einenen 16V fuhr, wurde ich fast rappelig mit diesen vertauschten Anzeigen, in einem Wagen waren sie so herum, im anderen anders herum. Also habe ich im Tee die Anzeigen so wie beim 16V eingebaut, es ist auch nach einem halben Jahr noch gewöhnungsbedürftig, aber immerhin sind die Uhren jetzt in beiden Wagen identisch angeordnet.

Eine bessere Position für das Ölthermometer fand Rocco. Für den Einbau hat er die linke Luftaustrittsdüse in der Mitte des Armaturenbrettes abgedeckt und dort ein Standard-VDO-Instrument verbaut. Sieht doch prima aus!

Ich möchte auch auf ein paar interessante Ideen hinweisen, wie man im Kombiinstrument selbst eine Öltemperaturanzeige nachrüsten kann.

Die einfachste Variante besteht darin, die vorhandene Anzeige der Wassertemperatur über einen Umschalter auch für die Öltemperatur nutzbar zu machen. Die Skalierung ist wohl dieselbe, so daß 80° für Wasser oder Öl angezeigt werden kann. Jedoch kommt die Anzeige irgendwann an ihre Grenzen, da das Motoröl durchaus auch über 120°C erreichen kann, das Kühlwasser möglichst nicht. Zur Frage, ob denn das Öl schon auf Betriebstemperatur ist, reicht die vorhandene Skala jedoch völlig aus. Also: einfach und relativ schnell gemacht, über Aussehen und Position des Umschalters sollte man sich entsprechende Gedanken machen.

Eine andere Lösung setzt an die Stelle der Uhr im Drehzahlmesser ein Standardinstrument von VDO, das seines Gehäuses beraubt werden muß. Diese Lösung wurde von Gregor in diesem Beitrag (f11 forum16936 53149 ->fehlt) vom 22.12.2002 vorgestellt. Die VDO-Uhr wurde "einfach" in das Kombiinstrument eines W126 implantiert. Klasse, oder?

Im linken Anzeigebereich findet sich (zumindest bei Fahrzeugen bis ca. 1990) unten ein ziemlich überflüssiges Schätzeisen: die sogenannte Verbrauchstendenzanzeige. Bei neueren Fahrzeugen (oder bei solchen mit Dieselmotoren) ist dieser Platz frei. Hierdurch ergeben sich völlig neue Möglichkeiten:

Man nehme ein Drehspulinstrument eines zerlegten Kombiinstrumentes und baue daraus eine Öltemperaturanzeige, die links unten eingebaut wird. Sieht völlig original aus, wie von Maybach selbst gewollt! Dennis 190D hat dies zuerst für seinen W201 umgesetzt. Er bietet diesen Umbau auch für andere an, bei Interesse einfach per PM mit ihm Kontakt aufnehmen.

Es gibt einen Umbau von Dennis 190D, den er u.a. für David 250D durchgeführt hat, bei dem man die Anzeige der Öltemperatur zwischen den Gebern des Motors und des Automatic-Getriebes umschalten kann. David stellte sein neues Spielzeug in diesem Beitrag vor mit einem Bild der [:Bild:Oeltemperatur umschaltbar.jpg|umschaltbaren Anzeige] auf Dennis' Werkbank. In der Galerie des W124-Forum findet sich u.a. ein Foto mit dem eingebauten Ölthermometer, bei dem man (durch die ungünstige Beleuchtung) auch die nachgetragenen Beschriftungen auf dem Ziffernblatt erkennt.

Nicht verschweigen will ich zu guter letzt, daß es von meinem Lieblingstuner Brabus früher einmal eine nachrüstbare Temperaturanzeige für das Motoröl gegeben hat; leider habe ich keine Bilder davon. Es wurde das Display der Außentemperaturanzeige ersetzt oder so modifiziert, so daß hierüber im ständigen Wechsel mit der Außentemperatur auch die Motoröltemperatur angezeigt wurde. Der Preis dieses Tempmatik genannten Gerätes belief sich auf schlappe 2500DM.

Autor Christian Martens